OVB – Mit sinnendem Lächeln – Schloß Neubeuern, 27 March

Sie bilden ein harmonisches Duo, das an technischer Brillanz, klanglicher Balance und Sinnlichkeit im musikalischen Ausdruck kaum zu überbieten ist: die Cellistin Tatjana Vassiljeva und der Pianist Jean-Frederic Neuburger. Mit Werken von Schubert, Schostakowitsch und einer selten gespielten Sonate von Chopin begeisterten die beiden Musiker das Publikum im Schlosssaal von Neubeuern.

Schuberts a-Moll-Sonate für Arpeggione und Klavier ist gekennzeichnet von einer melodischen Erfindungskraft und einem freundlich-lyrischen Grundton. Das heute längst vergessene Arpeggione, dem Schubert mit seiner Komposition ein Denkmal gesetzt hat, verbindet die Spielweise des Cellos mit Form, Stimmung und Bünden der Gitarre. Schon im heiter-liedhaften Allegro moderato entlockte Tatjana Vassiljeva ihrem Instrument, einem sogenannten “Vaslin”-Cello von Stradivari aus dem Jahr 1725, betörend weiche, satte Klänge. Kunstvoll und träumerisch naiv zugleich, schien das Adagio, in dem das Klavier wiederum eine behutsam begleitende Funktion übernahm, das Publikum in unirdisch anmutende Klangwelten zu entführen. Tatjana Vassiljeva spielt das Allegretto meist mit geschlossenen Augen, schien ihr Cello in den virtuosen Passagen zu streicheln und zu liebkosen, ohne auch nur einen einzigen Blick auf die Noten zu werfen.

Schostakowitschs d-Moll-Sonate aus dem Jahr 1934 mit ihrem folkloristisch anmutenden Grundton, der melancholischen Melodik im Allegro und dem musikantisch aufgelockerten Allegretto spielten Vassiljeva und Neuburger wunderbar ausbalanciert. Die sonoren Rhythmen des Cellos im Finalsatz und der klare, reine Ton des Klaviers verbreiteten einen Zauber, dem sich niemand entziehen konnte. Mit sinnendem Lächeln schien die Cellistin, die eine Mischung aus Natürlichkeit, Anmut und Charme ausstrahlte, den einzelnen Melodiebögen nachzulauschen.

Die g-Moll-Sonate Opus65 von Chopin ist ein eher selten gespieltes Werk, das ein wenig an Schumann erinnert. Der typische Charakter einer Chopinschen Komposition mit ihrer kunstvollen Virtuosität tritt hier in den Hintergrund. Das fein gesponnene Allegro moderato, das innige Scherzo und das leidenschaftlich drängende Finale sind Ausdruck zartester, seelenvoller Empfindungen. Die beiden Musiker spielten auch dieses Werk mit derartiger Perfektion und Sensibilität, dass sich das Publikum am Ende noch zwei Zugaben erklatschte, darunter den rasanten spanischen Tanz aus “La vida breve” von Manuel de Falla und Rachmaninows “Vocalise”.


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